Es war ein Montag. Der 17. Dezember 2012.
Stuttgart, Olgahospital.
Ein Tag, den ich nie vergessen werde.
Ich war mit Mika dort. Mein Sohn. Damals gerade zweieinhalb Jahre alt.
Zart und irgendwie… anders.
Nicht krank. Nicht böse. Nicht zurückgeblieben. Aber auch nicht „wie andere“.
Ich war diejenige, die es gesehen hat. Die es gespürt hat. Lange, bevor ein Arzt das Wort „Autismus“ in den Mund nahm.
Die ersten Auffälligkeiten – als die Welt zu laut wurde
Mika war noch sehr klein, als mir auffiel, dass er Lärm nicht ertragen konnte.
Nicht im Sinne von „Mag ich nicht“, sondern auf eine Art, die ihn körperlich zusammenbrechen ließ.
Das Geräusch eines Staubsaugers – als würde es ihm wehtun.
Das Quietschen von Schuhen in einem Flur – und er zuckte zusammen.
Menschenansammlungen – und Mika wurde panisch.
Er reagierte mit Schreien, Zittern, Rückzug oder Flucht. Manchmal schmiss er sich auf den Boden. Manchmal versteckte er sich. Und oft war er danach stundenlang erschöpft – wie nach einem körperlichen Marathon.
Berührung – eine Frage des Vertrauens
Mika mochte keinen Körperkontakt.
Er war mein Sohn – und ich durfte ihn oft nicht küssen, nicht streicheln, nicht umarmen.
Manchmal wich er sogar seinem kleinen Bruder aus.
Nur sehr selten ließ er Nähe zu und wenn, dann auf seine Weise.
Es war kein „Nicht-Mögen“. Es war ein Zuviel. Zu nah, zu intensiv, zu unkontrollierbar.
Sprache – die Welt in eigenen Worten
Mika sprach erst sehr spät in ganzen Sätzen, nach der 1 Jahres Spielraumtherapie & Logopädie mit 4 Jahren. 
Vorher nutzte Sprache nicht wie andere Kinder. Er bezeichnete Gegenstände exakt, aber ohne Blickkontakt.
Oft echote er Sätze  wiederholte, was man sagte.
Aber eigene Fragen stellte er kaum.
Er konnte sich nicht ausdrücken, wenn er traurig war. Oder wütend. Oder überfordert.
Statt zu sagen „Ich will das nicht“, schrie er. Oder rannte weg. Oder warf Dinge. Im Kindergarten bisschen er.
Spielverhalten – geordnet, kontrolliert, ritualisiert
Mika spielte mit Autos, nicht wie andere Kinder, die sie fahren lassen.
Er reihte sie auf. Immer gerade. Immer farblich sortiert.
Und wehe, jemand veränderte etwas daran. Er lag oft nur still da mit dem Auto auf dem Boden und schob das Auto hin und her und Beobachtete dabei ganz genau die Autoräder, Stundenlang.
Er war hochkonzentriert – aber nicht im Austausch.
Er konnte stundenlang eine Beschäftigung ausführen – aber nicht mit anderen teilen.
Schlafen – oder eben nicht
Nächte waren ein einziges Auf und Ab.
Mika konnte nicht durchschlafen.
Er wachte oft schreiend auf – panisch, desorientiert, nicht ansprechbar.
Manchmal war er nachts wach – stundenlang.
Einfach wach. Ruhig. Wach.
Oder aktiv, fahrig, unter Strom.
Mika war oft wir von einem Motor angetrieben, erst wenn dieser leer war, war er müde.
Und ich war da. Mitten in der Nacht. Immer.
Diagnose – Erleichterung, Wut, Hoffnung
Am 17.12.2012 wurde mir bestätigt, was ich längst gespürt hatte:
Mika ist autistisch.
Genauer: Verdacht auf frühkindlichen Autismus.
Und obwohl ich diesen Satz schon hundertmal im Kopf hatte – als ich ihn laut hörte, brach etwas in mir.
Nicht, weil ich es schlimm fand.
Sondern weil ich wusste: Jetzt beginnt der Kampf.
Kampf um Hilfe. Kampf gegen das System.
Kampf dafür, dass mein Sohn gesehen wird – nicht als „Problem“, sondern als das, was er ist:
Ein hochsensibler, einzigartiger Mensch mit einem anderen Zugang zur Welt.
Was mir als Mutter auffiel – und warum das zählt
Ich war die Erste, die es gesehen hat.
Nicht der Arzt. Nicht die Erzieherin. Ich.
Und ich habe gelernt: Mütter sehen mehr.
Wir sehen die kleinen Signale.
Das Zucken, wenn das Licht flackert.
Den stummen Schrei in den Augen, wenn zu viele Stimmen im Raum sind.
Den verzweifelten Blick, wenn der Alltag zu schnell wird.
An dich, der oder die das liest
Wenn du das hier liest und spürst: Mein Kind ist auch irgendwie anders - 
dann hör auf dein Gefühl.
Warte nicht, bis dir jemand „erlaubt“, besorgt zu sein.
Du bist die Expertin. Du bist der Experte. Du lebst mit diesem kleinen Menschen jeden Tag.
Und wenn du das Gefühl hast, niemand versteht dich – ich schon.
Du bist nicht falsch. Dein Kind ist nicht falsch.
Ihr braucht vielleicht einfach nur andere Wege.
Und die dürfen laut, leise, bunt, chaotisch oder ruhig sein.
So wie ihr eben seid.
♥︎
Damals unsere Auffälligkeiten:
1. Extrem empfindlich gegenüber Geräuschen
Weinte z. B. bei Alltagsgeräuschen wie Wasserkocher oder Staubsauger
Reagierte mit Schreien, Panik oder Rückzug auf laute oder unerwartete Geräusche
2. Schwierigkeiten mit Blickkontakt
Kaum bis kein direkter Blickkontakt zu anderen Personen, auch bei Ansprache
Bei Zuruf kein reagieren
3. Fehlende soziale Kommunikation
Kein Zeigegestus (nicht auf Dinge zeigen, um etwas mitzuteilen)
Keine Initiativen zur sozialen Interaktion
Kein „Bringen“ von Gegenständen zur Kommunikation
4. Sprachliche Besonderheiten
Echolalie: Wiederholt häufig gehörte Wörter oder Sätze ohne Sinnbezug
Wenig oder keine zielgerichtete Sprache zur Kommunikation
Kein spontaner Gebrauch von Sprache zum Austausch
5. Defizite in der Imitation
Imitiert keine Handlungen oder Spielweisen anderer Kinder oder Erwachsener
Keine symbolischen Rollenspiele
6. Eingeschränktes Spielverhalten
Beschäftigt sich intensiv mit Objekten (z. B. Drehen, Sortieren, Aufreihen)
Kein funktionales Spiel (z. B. Auto fahren lassen)
Kein Spiel mit anderen Kindern – rein objektbezogen
7. Starke Ritualisierungen
Besteht auf bestimmte Abläufe, z. B. Essensrituale oder Wege
Reagiert mit Unruhe oder Wut auf kleinste Änderungen
8. Körperkontakt häufig abgelehnt
Berührungen werden oft abgewehrt oder führen zu Stress
Nur selten sucht er selbst Nähe (z. B. bei Müdigkeit)
9. Schlafstörungen
Sehr unruhige Nächte
Häufiges Aufwachen, Schreien, „Nachtaktivität“
Sehr lange Einschlafphasen
10. Emotionale Überreaktionen
Bei kleinen Veränderungen oder Reizen kommt es zu starken Ausbrüchen
Teilweise selbstverletzendes Verhalten (z. B. Kopfstoßen)
11. Keine Reaktion auf Namen oder Ansprache
Oft kein Reagieren bei Namensnennung
Eindruck von „in der eigenen Welt“
12. Wenig Interesse an Personen oder sozialen Reizen
Ignoriert andere Kinder, reagiert nicht auf Spielaufforderungen
13. Hyperfokussiertes Verhalten
Extrem ausdauernd in der Beschäftigung mit wenigen Interessen
Lässt sich kaum ablenken, wenn er z. B. etwas aufreihen möchte
14. Bewegungsverhalten ungewöhnlich
Teilweise stereotype Bewegungen (z. B. Hände flattern, Drehen)
15. Angespannte Körperhaltung / Muskeltonus auffällig
Wirkt motorisch nicht locker, sondern angespannt
Damals war die Prognose sehr schlecht, der Arzt sagte mir, vielleicht wird sich das alles nie verändern. Ich sollte mich an ein SPZ wenden. Viel Hoffnung wurde mir nicht gemacht.
Da war Mika 2 1/2 Jahre.
Jetzt ist er bald 15. Realschul Niveau.
Fließend Englisch. Lieblingsmusik Hip Hop, Leidenschaft Platten & PC.
Er spricht sehr hochwertig. Meltowns & Stimming haben sich verändert. 
Die Ärzte sagen...
Aber Du / Ihr macht & verändert das.
Eure Liebe, Eure Energie, Euer zusammen halt.
Bleib immer positiv!
♥︎
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