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Januar 2013 – Zwischen Verantwortung, Erschöpfung & unerschütterlicher Liebe

Es war Winter. Und während draußen die Welt zwischen Schneematsch und grauem Himmel stillzustehen schien, tobte drinnen ein Alltag, der alles andere als still war. Ich war allein mit drei Kindern. Laney, meine älteste Tochter – mitten in der Pubertät. Luis, noch klein und wild. Und Mika, mein Sohn, mein Rätsel, mein größter Lehrer. Autistisch. Hochsensibel. Unfassbar klar und gleichzeitig unerreichbar in sovielen Momenten, wie nicht hier. Ich war alleinerziehend und in Berlin, wir waren von Stuttgart nach Berlin gezogen, nach der Geburt von Luis 2012. In Fellbach / Stuttgart hatte mir der Vermieter die Wohnung gekündigt, weil die Nachbarn den Kinderwagen und den "Lärm" der Kinder nicht wollten. Eine meiner besten Freundinnen hatte uns bei sich aufgenommen, wir lebten da auf 3 Zimmer zu siebt. Von Dezember 2012 bis März/ April 2013. Die Wohnung nach einem Wasserschaden im Juni 2013 gerade wieder halbwegs bewohnbar. Und trotzdem: Ich hatte Hoffnung. Ich wollte etwas verändern. ...

März 2015 – Zwischen Polizei, Piraten und dem Wunsch nach Ruhe

Es war das Frühjahr 2015. Mika war klein – äußerlich. Aber in ihm tobte eine Welt, die größer war als viele Erwachsene sie je verstehen würden. Er war vier. Und er war bereits so viel mehr: ein Träumer, ein Denker, ein Rückzugsmeister, ein Forscher. Und er war autistisch. Damals wussten das viele noch nicht. Einige wollten es nicht wissen. Aber ich wusste: Mika braucht mehr – nicht weniger. Spielzeit ist nicht nur Spiel – sie ist ein Fenster in die Seele Dreimal die Woche kam jemand zu uns. Zwei bis vier Stunden. Ein vertrautes Gesicht. Jemand, der nicht bewertet, nicht fordert, nicht drängt – sondern spielt. Spielzeit war Mikas sicherer Raum. Er spielte gern Polizei gegen Diebe, Ritter, Drachen, Piraten. Fantasie war sein Zufluchtsort. Und doch war jeder neue Vorschlag, jede Umstellung im Spiel, eine potenzielle Krise. Wenn etwas anders war als erwartet – wenn Figuren vertauscht wurden, Regeln sich veränderten, neue Gesichter auftauchten – dann brach seine Ordnung zusammen. Nähe ist e...

April 2017 – Ein Kind zwischen Welten: Mein Leben mit Mika

Der April 2017. Ich weiß es noch genau. Damals dachte ich: Ich habe alles irgendwie im Griff. Und vielleicht hatte ich das sogar – zumindest für einen Moment. Mein Sohn Mika war damals sechs Jahre alt. Gerade frisch eingeschult. Hochsensibel. Hochfunktional. Und zutiefst überfordert von einer Welt, die laut, chaotisch und unberechenbar ist. Mika lebt mit Autismus – auch wenn das zu dieser Zeit noch kaum jemand richtig verstanden hat. Manchmal nicht mal ich. Schule: Ein täglicher Drahtseilakt Mika ging regelmäßig zur Schule – zumindest meistens. Wenn er nicht komplett überreizt war oder schon beim Aufwachen das Gefühl hatte: Heute geht es nicht. Manche Tage begann er zur zweiten Stunde, manche gar nicht. Und wenn er da war, hing alles von seiner Tagesform ab. Ich erinnere mich an Gespräche mit Lehrkräften, an das ständige Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Ich war alleinerziehend mit drei Kindern. Organisierte Spielstunden, Schulweg, Miete, mein neuer Job ab dem 18. April. Immer wied...

Wenn Reisen mehr sind als Orte: Unterwegs mit Autismus und Liebe Winterferien 2025 Reise nach Stuttgart ♥︎

Es war Winter. Eigentlich wollten wir einfach nur weg. Raus. Eine Auszeit. Ein paar Tage. Nichts Weltbewegendes – dachten wir. Und doch wurde es eine Reise, die mich wieder einmal daran erinnert hat: Autismus macht nichts leicht, aber vieles tief. 4 Uhr morgens. Schnee. Sturm. Und zwei Jungs, die mich täglich lehren, was Stärke bedeutet. Wir standen auf – Mika, mein autistischer Sohn, und Luis, sein kleiner Bruder. Beide standen ohne zu murren auf, zogen sich an, obwohl der Tag noch nicht einmal begonnen hatte. Ich war dankbar für diesen stillen Anfang, denn draußen tobte das Chaos. Schneesturm. Keine geräumten Straßen. Die Zeit gegen uns. Unser Ziel? Der Flughafen. Stuttgart. Ein lang geplanter Trip. Ein Hotel. Ein Grab. Eine Freundin aus alten Zeiten. Und vor allem: gemeinsame Zeit. 7 Minuten zu spät. Und alles zerbricht. Wir erreichten den Flughafen – zu spät. Der Check-in war geschlossen. Die Sätze des Eurowings-Mitarbeiters klangen wie ein Urteil: „7 Minuten zu spät.“ Ich konnte e...

Berlin 2017 Mika – Mein Sohn. Mein Weg. Unser Alltag zwischen Licht & Sturm. AUJA.org Spielraumtherapie

Manchmal fühlt sich das Leben an wie ein Drahtseilakt – vor allem, wenn man Mutter ist. Und noch mehr, wenn man Mutter eines Kindes ist, das die Welt anders wahrnimmt. Ich bin Melanie, alleinerziehend mit drei Kindern. Und Mika – mein Sohn, geboren am 19. April 2010 – hat mein Leben verändert. Tief. Ehrlich. Für immer. Schon früh war klar: Mika ist anders. Nicht weniger. Nicht schwächer. Aber eben anders. Seine Wahrnehmung ist besonders, intensiv, empfindlich. Dinge, die andere kaum berühren, wühlen ihn auf. Geräusche, Menschenmengen, Veränderungen – all das bringt sein Inneres durcheinander. Und doch ist er voller Neugier, voller Fragen, voller liebevoller Eigenarten, die mich staunen lassen. Als er 2016 eingeschult wurde, begann ein neuer Abschnitt – für ihn und für uns alle. Und keiner von uns wusste, wie schwer dieser Weg werden würde. Schule – das war von Anfang an ein Thema voller Ambivalenz. Ich habe so oft versucht, sie ihm näherzubringen: durch Gespräche, Spielstunden, kleine ...

Wenn Schule nicht mehr geht. 8te Klasse Realschule Inklusion November 2023 endgültiges aus.

Ich bin Melanie. Mama von Mika. Und ich schreibe diesen Text nicht aus Wut oder Enttäuschung, sondern weil ich glaube, dass Geschichten wie unsere erzählt werden müssen. Damit andere Eltern sich verstanden fühlen. Und damit sichtbar wird, was es heißt, wenn Schule für ein Kind einfach nicht (mehr) geht. Mika ist 14. Er spricht hervorragendes Englisch – frei, flüssig, sicher. Nicht, weil ihm das jemand beigebracht hat, sondern weil er sich selbstständig mit Dingen beschäftigt, die ihn interessieren. Technik, IT, Sprache – darin geht er auf. Eines Tages hat er sich über eine App auf dem iPad das Keyboardspielen beigebracht. Die App erkannte, ob die gespielten Töne richtig waren, und führte ihn Schritt für Schritt von Kapitel zu Kapitel. Ich werde nie vergessen, wie er mir plötzlich „No Woman, No Cry“ von Bob Marley vorspielte – obwohl er das Lied vorher gar nicht kannte. Es war richtig. Alles daran. Ich war sprachlos. Es war einer dieser Momente, in denen ich dachte: Wow. Was für ein Jun...

Unser Weg mit Mika – Ein Zwischenstand aus dem Alltag mit einem besonderen Jungen ein Bericht der Mutter

Ein Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2017 von Mikas Mutter Mika kam im April 2010 zur Welt – ein strahlender Junge mit einem besonderen Blick auf die Welt. Heute, im Jahr 2017, schaue ich als Mutter mit Stolz, Erschöpfung, aber vor allem mit unendlicher Liebe auf die Entwicklungen und Herausforderungen zurück, die wir gemeinsam gemeistert haben. Ein Alltag zwischen Schulbesuch und innerem Widerstand Seit seiner Einschulung im September 2016 hat sich viel verändert. Mika geht regelmäßig zur Schule – mit ein paar Ausnahmen. An manchen Tagen braucht er einfach mehr Zeit und schafft es erst zur zweiten Stunde. Und an Freitagen sagt sein Körper manchmal einfach „nein“. Seine Teilnahme am Unterricht ist stark von seiner Tagesform abhängig. Denn: Mika kämpft nicht gegen Schule – er kämpft mit dem Verlassen des sicheren Zuhauses, mit der Reizüberflutung draußen, mit all den lauten Stimmen in seinem Kopf. Seine Unruhe beginnt oft schon lange, bevor er überhaupt das Haus verlässt. Der Schulstart: ...